Businessplan und Finanzplanung - Private Kosten ermitteln
Tragfähigkeit: Gewinn muss private Kosten decken.
Die Finanzplanung oder der Finanzteil ist ein entscheidendes Element innerhalb des Businessplans. Hier geht es darum, anhand von Umsätzen, Kosten und Gewinnen darzustellen, dass Ihr Geschäftsvorhaben tragfähig ist. Tragfähig ist ein Unternehmen, wenn es auf lange Sicht zum einen die laufenden Betriebskosten decken kann und zum anderen genug Gewinn abwirft, um die Lebenshaltungskosten bzw. die privaten Kosten des Gründers dauerhaft zu finanzieren. Investoren können anhand der Finanzplanung sehen, wann und in welcher Höhe sich ihre Investition auszahlt.
Achten Sie bei der Erstellung darauf, dass die kalkulierten Zahlen in der Finanzplanung zu Ihren angegebenen Planzahlen im Textteil passen. Auch für den Finanzteil gilt, dass dieser je nach Vorhaben mehr oder weniger komplex ausfällt. Wichtig ist, die Zahlenangaben serös und eher vorsichtig zu kalkulieren.
Die einzelnen Bestandteile der Finanzplanung sind:
- Kosten für den Lebensunterhalt – private Kosten
- Kapitalbedarf
- Finanzierung
- betrieblich bedingte Kosten
- Umsatzplanung
- Gewinn- oder Rentabilitätsvorschau
- Liquiditätsvorschau
Warum ist die Ermittlung der privaten Kosten in der Finanzplanung so wichtig?
Der Finanzteil erfordert eine umfassende Planung und Analyse, die nicht nur die geschäftlichen Aspekte, sondern auch die privaten finanziellen Rahmenbedingungen berücksichtigt. Eine realistische Aufstellung der privaten Kosten ist entscheidend, um die Existenz des Gründers während der Gründungsphase nicht zu gefährden und ausreichend Kapital vorzuhalten. Der Betrag, den Sie errechnen, ist im Prinzip die Grundlage für die weiteren Planungen. Ist der geplante Gewinn zu niedrig, müssen Sie mehr Kapital bereit stellen, um in der Anfangsphase Ihre privaten Ausgaben decken zu können.
Private Kosten repräsentieren die Ausgaben des Gründers, die unabhängig vom Geschäftsmodell bestehen und gedeckt werden müssen, um den Lebensstandard zu sichern. Diese Kosten sind besonders während der Anlaufphase von Bedeutung, da neue Unternehmen häufig in den ersten Monaten oder sogar Jahren nicht ausreichend Gewinn erwirtschaften, um auch private Ausgaben zu decken. Investoren und Kreditgeber erwarten eine transparente Darstellung der finanziellen Gesamtsituation, inklusive privater Kosten, um sicherzustellen, dass der Gründer langfristig handlungsfähig bleibt.
Sind Sie selbstständig, erhalten Sie logischerweise auch kein Gehalt von einem Arbeitgeber mehr. Sie müssen sich selbst finanzieren und auch versichern. Daher ist es wichtig, dass der Gewinn in Form eines Unternehmerlohns mindestens die anfallenden privaten Kosten deckt, die Sie für Ihre Lebensführung benötigen.
So ermitteln Sie Ihre privaten Kosten für die Finanzplanung?
- Nutzen Sie Kontoauszüge oder ein Haushaltsbuch, um alle Kosten zu berücksichtigen.
- Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Kosten klein zu rechnen, bringt nichts.
- Berücksichtigen Sie auch einen kleinen Puffer von 10% der Gesamtkosten.
- Nutzen Sie ein Tabellenkalkulationsprogramm. So können Sie die Aufstellung später in die Finanzplanung integrieren.
- Die Differenz aus privaten Einnahmen und privaten Kosten wird für die weitere Finanzplanung benötigt.
Diesen Kostenpunkte sollten Sie Prüfen:
- Wohnen:
- Miete/Finanzierung
- Mietnebenkosten
- Strom
- Heizkosten
- Lebensunterhalt:
- Verpflegung/Kleidung
- Haushaltsführung
- Telefon/Mobiltelefon/Internet
- Abos, Streaming
- Vereinsbeiträge
- GEZ
- Bildung
- Urlaub
- Mobilität:
- Leasing
- Kraftstoff
- Steuer/Versicherung
- Instandhaltung
- Sonstige Verpflichtungen:
- Kreditraten
- Aufwand für Kinderbetreuung/Schule/Studium
- Aussergewöhnliche Belastungen
- Unterhaltszahlungen
- Rücklagen für unerwartete Ausgaben
Kalkulieren Sie in Ihrer Planung auch einen Kinobesuch oder ein ein Konzert ein. Denken Sie an Geburtstage oder einen Ausflug. Diese Kosten müssen Sie nicht auf Euro und Cent beziffern, aber ein bestimmtes Budget sollen Sie dafür einplanen.
Ein wichtiger Aspekt ist die private Absicherung, also Versicherungen für den pivaten Bereich.
Eine Kranken- und Pflegeversicherung müssen Sie mindestens haben. Als Basis bzw. Ergänzung empfiehlt sich auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Als Selbstständiger sind Sie für Ihre Absicherung komplett allein verantwortlich. Die private Haftpflichtversicherung kann oftmals mit einer betrieblichen Haftpflicht kombiniert werden. Lassen Sie sich also individuell beraten, welche vorhandenen und zukünftigen Versicherungen für Ihre persönliche Situation sinnvoll sind. Denken Sie bspw. an:
- Kranken- und Pflegeversicherung
- Zusatzversicherungen
- Rentenversicherungen
- Lebensversicherungen
- Sparpläne
- Rechtschutzversicherung
- Haftpflichtversicherung
- Berufsunfähigkeitsversicherungen
- freiwilliger Beitrag zur Arbeitslosenversicherung
- freiwilliger Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung
Möglicherweise kann die Absicherung auch entsprechend der Geschäftsentwicklung aufgebaut und erweitert werden. Hier sind flexible Angebote vorteilhaft. Denken Sie daran, Sie planen in die Zukunft, also für den Status in der geplanten Selbstständigkeit.
Zur Planung der notwendigen Privatentnahmen, also des mindestens notwendigen Gewinns (Ihrem Unternehmerlohn), den Sie mit Ihrem Unternehmen erzielen müssen, gehören aber auch Einnahmen, die Sie auf privater Ebene erhalten.
Diese Einnahmen müssen Sie berücksichtigen:
Die Planung umfasst auch Einnahmen, die Sie als Privatperson erhalten. Hierzu gehören bspw.
- Einnahmen aus Vermietung oder Verpachtung
- Rentenzahlungen
- Unterhaltszahlungen
- Kindergeld
- Mini-Job
- Sonstige fixe Einnahmen
- Gründungszuschuss
Wie hoch muss der Unternehmerlohn sein?
Wenn Sie nun alle Kosten berechnet haben, die Sie monatlich zu tragen haben, stellen Sie diesen Ausgaben Ihre monatlichen Einnahmen gegenüber. Das Ergebnis zeigt Ihnen, welche Summe Ihr Unternehmen im Monat erwirtschaften muss, damit Sie Ihren Lebensunterhalt decken können. Diese Summe fliesst später auch in die Kapitalbedarfsplanung oder die Umsatzplanung mit ein.
Einige Beispiele:
Gründerin Kathrin lebt alleine und braucht für Miete, Lebensunterhalt und Versicherungen mindestens einen fixen Betrag in Höhe von 1.800 Euro pro Monat. Da sie keine weiteren Einnahmen hat, muss sie komplett von den Gewinnen ihres zukünftigen Unternehmens leben.
Gründer Christian hat private Kosten in Höhe von 2.500 Euro. Er beantragt einen Gründungszuschuss bei der Agentur für Arbeit in Höhe von 1.800 Euro für sechs Monate. In den ersten sechs Monaten muss er mindestens 700 Euro Gewinn erzielen, um alles bezahlen zu können. Ab dem siebten Monat muss er die Kosten in Höhe von 2.500 Eurofinanzieren können.
Annika erhält Mieteinnahmen aus der Vermietung eines kleinen Appartments in Höhe von 400 Euro. Ihre privaten Kosten summieren sich auf 2.000 Euro. Ihr zukünftiger Gewinn muss also mindestens 1.600 Euro betragen.
Was gibt es noch zu berücksichtigen?
- Die Aufstellung der privaten Kosten und Einnahmen (Kostenpunkt/Einnahmequelle und Summe) sollte tabellarisch und als eigenes Blatt in der Finanzplanung erstellt werden.
- Am besten monatlich und mit einer Jahressumme.
- Planen Sie bei den Kosten einen Puffer ein. 10% der Gesamtkosten ist nicht verkehrt.
- Schränken Sie Ihre privaten Kosten nicht zu sehr ein. Auch ein kurzer Urlaub sollte drin sein.
- Vergessen Sie die steuerlichen Aspekte nicht. Auf Ihren Gewinn müssen Sie je nach Höhe auch Einkommensteuer abführen. Im Zweifel fragen Sie einen Steuerberater. (Die steuerlichen Aspekte werden an anderer Stelle in der Finanzplanung noch berücksichtigt.)
- Die mindestens notwendige Summe ist mit die Basis für die Kapitalbedarfsplanung.
- Leben Sie in einer festen Partnerschaft, dann kalkulieren Sie entweder nur mit Ihren anteiligen Kosten, die Sie übernehmen und ihren Einnahmen oder Sie rechnen mit den gemeinsamen Kosten und berücksichtigen dann auch das Einkommen Ihres Partners.
- Ebenso wie bei der Einkommensteuer verhält es sich bei der Höhe der Krankenversicherung. Aufgrund Ihrer Gewinnschätzung wird eine Beitrag festgelegt, der im nächsten Jahr überprüft wird und entsprechend können Nachzahlungn entstehen.Der tatsächlich Beitrag ist also gewinnabhängig.