Gründung: Einstieg in die Finanzplanung

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Viele Existenzgründer sind Experten auf Ihrem Gebiet und kennen sich in ihrem Fach gut aus. Klar, ansonsten würde man sich ja nicht selbstständig machen. Doch das Fachwissen allein reicht leider nicht aus. Es gehört auch kaufmännisches Wissen dazu. Sicherlich helfen ein Steuerberater oder ein Buchhaltungsservice bei der Buchhaltung und der Steuererklärung. Aber Betriebswirtschaftslehre greift ja noch viel tiefer in die Unternehmensplanung mit ein. Haben Sie noch wenig Erfahrung mit den einzelnen Bereichen der Betriebswirtschaft gesammelt, sollten Sie sich unbedingt damit auseinandersetzen. Denn zumindest grundlegende Kenntnisse und ein Verständnis für die Zusammenhänge sind notwendig, um das eigene Unternehmen erfolgreich zu führen. In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, mit welcher einfachen Formel Sie in die Thematik einsteigen können:
Einstieg in die Finanzplanung

Umsatz - Kosten = Gewinn

Hinter dieser kurzen Formel verbirgt sich im Grunde alles, was Sie vor einer Gründung und später bei der Führung Ihres Unternehmens beachten müssen. Stellen Sie sich ein Uhrwerk mit vielen kleinen Zahnrädern vor. Egal an welchem noch so kleinen Rädchen Sie drehen, es wird immer eine Veränderung des ganzen Systems bewirken. Das ist in der BWL sehr ähnlich. Alle Prozesse und Entscheidungen, die Sie treffen, wirken sich auf Ihren Umsatz und/oder die Kosten aus. Und das Ergebnis – Ihr Gewinn – muss am Ende Ihren Lebensunterhalt sichern.

Absatzmenge x Verkaufspreis = Umsatz

Lösen wir die Gleichung auf und betrachten im ersten Schritt den Umsatz. Der Umsatz ergibt sich aus der verkauften Menge multipliziert mit dem angesetzten Preis. Bei beiden Faktoren können nun verschiedene Elemente von Ihnen beeinflusst und gestaltet werden:

Sie können die Absatzmenge steigern, indem Sie z.B.:

  • Absatzzahl durch verschiedene Marketingaktivitäten (Werbung, Rabatt, Sonderaktionen) erhöhen,
  • Produktionsmenge erhöhen und dadurch die Stückkosten und den Preis senken oder alternativ den Gewinn erhöhen, wenn die Kostensenkung nicht an den Kunden weitergegeben wird,
  • Produktvarianten anbieten.

Veränderung in der Preisgestaltung z.B.:

  • Preisreduzierung führt zu einer höheren Absatzmenge,
  • Rabatte, Boni oder Skonto
  • eine leichte Preiserhöhung führt bis zu einem gewissen Grad zu einem höheren Umsatz,
  • Zusätzliche Angebote (Service) oder Produktverbesserungen (Qualität) können einen höheren Preis rechtfertigen.

Einfach ausgedrückt: Wenn Sie den Umsatz steigern wollen, müssen Sie darüber nachdenken, wie Sie die Absatzmenge oder den Preis erhöhen können. Gibt es hier keine Möglichkeiten, schauen Sie auf das zweite Element der Gewinngleichung – die Kosten.

Fixkosten + variable Kosten = Gesamtkosten

Hier sehen wir ebenfalls zwei Faktoren, die den Gewinn beeinflussen. Zum einen die Fixkosten und zum anderen die variablen Kosten, die je produzierter Einheit entstehen, z.B. Materialkosten. Stellen Sie Schränke her, so entstehen durch die Werkstattmiete Fixkosten, die Sie auch zahlen müssen, wenn Sie keinen Auftrag haben. Das Holz für den Schrank müssen Sie aber nur kaufen, wenn Sie auch einen Auftrag haben. Die Kosten für das Holz sind also abhängig von der Stückzahl der produzierten Schränke.

Es sollte also in Ihrem Interesse liegen, die Fixkosten so weit wie möglich zu reduzieren. Die kann erfolgen durch z.B.:

  • Günstige Verträge bei Energieversorgung und Telekommunikation,
  • Versicherungsverträge anpassen,
  • Mietkosten senken (Untervermietung, Bürogemeinschaft, Co-Working-Space),
  • Leasingverträge für Kfz oder Büromaschinen bzw. EDV-Anlagen prüfen,
  • Personalkosten niedrig halten. Möglicherweise zunächst Einsatz von Freiberuflern?

Variable Kosten sind abhängig von Ihrer Leistung oder Ihrem Produkt. Natürlich sollte die Qualität nicht unter Einsparungen leiden. Aber auch hier gibt es Ansätze. Z.B.:

  • Kosten für das Material (Lieferantenauswahl),
  • effiziente Herstellung (Zeitersparnis),
  • Fremdleistungen reduzieren, soweit dies möglich ist,
  • Produktspezifische Werbekosten gegebenenfalls anpassen.

Denken Sie bei der Finanzplanung Ihres Unternehmens immer daran, alle Kosten einzukalkulieren. Denn jede nachträgliche Änderung hat Auswirkungen auf den Gewinn. Prüfen Sie die Kostenstruktur und überlegen Sie, wo sinnvoll Kosten eingespart werden können. Selbst wenn die Einsparung nur gering ist, kommen bei hohen Produktionszahlen auch ganz ordentliche Beträge zusammen.

Planen Sie auch Ihre Absatzmenge und setzen Sie einen realistischen Preis an. Orientieren Sie sich dabei am Wettbewerb und marktüblichen Preisen. Starten Sie für eine erste Berechnung vom notwendigen Gewinn. Rechnen Sie also rückwärts.

Gewinn (=Lebensunterhalt, also alle privaten Ausgaben und Kosten)

2.500 Euro


+ Kosten (fixe und variable Kosten)

1.200 Euro

= Umsatz, den Sie mindestens brauchen

3.700 Euro

= Menge x Preis

100 Stunden x 37 Euro

Nachdem Sie Ihre privaten und betrieblichen Kosten zusammengestellt haben, sehen Sie wieviel Umsatz Sie zur Deckung brauchen. Daraus ergibt sich bei einem marktüblichen Preis die Anzahl der Einheiten (Stück/Stunden), die Sie verkaufen müssen. Betrachten Sie zusätzlich noch den Wettbewerb und die Nachfragesituation, dann erhalten Sie eine gute Einschätzung über die Chancen Ihres Vorhabens. Prüfen Sie Ihre Geschäftsidee – insbesondere Ihren Finanzteil – hinsichtlich der notwendigen Kosten und den geplanten Umsätzen. Grundsätzlich macht es keinen Sinn, sich Kosten oder Absatz schön zu rechnen.

Brauchen Sie Unterstützung bei der Planung Ihrer Kosten und Umsätze oder wünschen Sie eine kritische Prüfung und Check Ihrer Finanzplanung? Dann nutzen Sie das Kontaktformular für eine unverbindliche und kostenlose Anfrage.

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