Eine individuelle SWOT-Analyse erstellen
Die eigenen Stärken und Schwächen kennen
Eine wichtige Aufgabe in der Gründungsphase ist es, sich über die eigenen Stärken und Schwächen Gedanken zu machen. In welchen Bereichen bin ich gut aufgestellt und bei welchen Themen fühle ich mich unsicher oder welche Aufgaben fallen mir schwer? Ist man hierbei ehrlich und offen zu sich selbst, bekommt man hilfreiche Erkenntnisse für die anstehende Unternehmensplanung. Denn für jedes Unternehmen, egal, ob groß oder klein, ist es wichtig, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. Stärken können ausgebaut werden und Vorteile gegenüber dem Wettbewerb bringen. Bei der Entwicklung des eigenen Angebotes in der Vorgründungsphase hilft die Fokussierung auf die eigenen Stärken, eine gute Positionierung im Markt zu erzielen.
Stärken und Schwächen in Verbindung mit dem Unternehmensumfeld
Allein sich selbst und das eigene Angebot anzuschauen, ist aber leider nicht ausreichend. Gleichzeitig muss auch das Umfeld, in dem die Gründung stattfinden soll, betrachtet werden (s. hierzu auch Markt-, Wettbewerbs- und Kundenanalyse). Ein Unternehmen agiert niemals alleine. Es ist immer im Austausch mit dem Markt, mit den Wettbewerbern und natürlich mit den Kunden. Trends oder gesellschaftliche Änderungen nehmen Einfluss auf das eigene Geschäftsmodell. Diese Betrachtung zeigt aktuelle und zukünftige Chancen und Risiken für das eigene Geschäftsmodell.
Stärken und Schwächen eines Gründers zeigen sich immer nur im Verhältnis zum Umfeld des geplanten Unternehmens. Es muss sich an die Gegebenheiten anpassen und auf Veränderungen reagieren können. Eine relativ einfache Methode, um Stärken und Schwächen mit den Chancen und den Risiken abzugleichen ist die SWOT-Analyse. Sie kombiniert alle vier Aspekte in einer Matrix und hilft dabei Ziele und Strategien für die eigene Planung zu finden.
Die SWOT-Analyse im Businessplan
Grundsätzlich soll die SWOT-Analyse ein umfassendes Bild über die aktuelle Situation eines Unternehmens zeigen. Auf den Erkenntnissen basieren dann Unternehmensziele und Strategien für die Zukunft. In einem Businessplan zeigt eine ausführliche SWOT-Analyse auch,
- wie intensiv sich der Gründer mit seiner Person und seinen Fähigkeiten auseinandergesetzt hat,
- wie robust sein Geschäftsmodell aufgestellt ist und
- welche Schlüsse er aus den Beobachtungen von der Marktsituation, dem Wettbewerb und der Zielgruppe zieht und sein Geschäftsmodell daraufhin angpasst hat.
Für die Geldgeber ist es in diesem Zusammenhang auch wichtig zu sehen,
- ob die Geschäftsidee auch langfristig erfolgreich ist und ausgebaut werden kann (Chancen) und
- wie sich der Gründer gegen mögliche Schwierigkeiten absichert und einen Kapitalverlust verhindert (Risiken).
Bitte bedenken Sie dabei auch, dass eine Chance auch ein Risiko darstellen kann. Ihr Unternehmen wächst zu schnell -Sie sind überfordert.
Die SWOT-Analyse ist quasi eine Zusammenfassung und gibt eine Übersicht, über die aktuelle Planung in Verbindung mit einem Blick in die Zukunft.
Die Aussagen in diesem Abschnitt Ihres Businessplans sollen dem Leser verdeutlichen, dass Sie sich der Risiken, aber auch der Chancen bewusst sind.
Zeigen Sie, dass Sie sich Gedanken gemacht haben, wie Sie auf positive oder negative Entwicklungen reagieren. Mit welchen Maßnahmen können Sie sich vorbereiten?
Erstellen Sie Ihre individuelle SWOT-Analyse
Für Gründerinnen und Gründer von kleinen Geschäftsvorhaben
Stärken des Gründers
Hier geht es im Kern um Ihre fachlichen und persönlichen Voraussetzungen z.B.:
- Fachliche Qualifikationen, besonderes Wissen (IT, Vertrieb, Marketing usw.)
- Branchenkenntnisse, Netzwerke
- Berufserfahrung, bereits bestehende Kundenkontakte
- ausreichend Kapital vorhanden
- Unterstützung im Umfeld
- vorhanden Gebäude, Ausstattung, Material, Maschinen…
und die Vorteile Ihrer Geschäftsidee z.B.:
- noch kein vergleichbarer Anbieter vor Ort
- besondere Produktqualität oder Serviceleistungen
- Konzentration auf eine Nische
- Neue Lösung für ein bestimmtes Problem
- nutze einen aktuellen Trend
- Kooperationspartner vorhanden
Schwächen des Gründers
Hier geht es um die Faktoren, die wichtig sind, Ihnen aber noch fehlen oder noch nicht ausreichend abgedeckt sind. Das könnten bspw. sein:
- keine Vertriebserfahrung, keine Vetriebsnetz
- geringes Kapital
- zu wenig kaufmännische Kenntnisse
- starker Wettbewerb vor Ort
- Produktangebot noch zu klein
Was können Sie tun, um die Schwächen auszugleichen und idealerweise in naher Zukunft zu beheben:
- Kooperationen und Partnerschaften
- Weiterbildung
- Unterstützung durch das private Umfeld
- Anpassung/Reduzierung des Geschäftsmodells in der Anfangsphase
Chancen für das Unternehmen
Die Chancen zeigen mögliche positive Entwicklungen auf. Dies können bspw. sein
- Personal einzustellen (Teilzeitkraft für die Buchhaltung)
- das Sortiment zu erweitern
- eine Vergrößerung, räumlich oder über eine Filiale
- einen noch unklaren Trend zu nutzen
- der Aufbau einer eigenen Marke
- Partnerschaften und Kooperationen einzugehen
- die Rechtsform zu ändern
Nehmen Sie an, Ihre Geschäftsidee schlägt voll ein. Nach kurzer Zeit können Sie sich vor lauter Aufträgen nicht mehr retten. Bereiten Sie sich gedanklich auch auf diesen Fall vor:
- Wie schnell finden Sie Personal?
- Können Sie Aufträge an Subunternehmer vergeben?
- Wie schwer ist es an größere Räume zu gelangen?
- Haben Sie genug Kapital für das Wachstum?
- Wie gehen Sie mit der zusätzlichen Belastung um?
Risiken für das Unternehmen
Zu den häufigsten Gründen für ein Scheitern in der Anfangsphase gehören u.a.:
- Krankheit, Unfall, Arbeitsunfähigkeit,
- Fehlende finanzielle Mittel in der Startphase, Geld geht aus, ein Kunde zahlt nicht,
- Zu geringes Auftragsvolumen, zu wenig Nachfrage, keine Kundenorientierung,
- Fehler aufgrund mangelnden Know-hows, Planungs- und Kalkulationsfehler,
- Probleme mit der Familie, hoher Zeitaufwand und
- Überschätzung der eigenen Möglichkeiten, Überlastung.
Was können Sie tun, um diese oder andere Risiken abzudecken? Welche Maßnahmen bspw. der Abschluss von Versicherungen und Vorkehrungen müssen Sie treffen, um das Risiko möglichst gering zu halten?
SWOT-Analyse: Beispiel für ein kleines Unternehmen
Betrachten wir exemplarisch die SWOT-Analyse für eine Existenzgründerin, die sich als Yoga-Lehrerin mit einem kleinen Studio selbstständig machen möchte. Sie betrachtet dabei die Stärken und Schwächen ihres Angebots und ihrer Person (interne Analyse) gegenüber anderen Wettbewerbern und die Chancen und Risiken in der Unternehmensumwelt, also innerhalb der Branche, dem speziellen Markt und im Verhalten des Wettbewerbs. (externe Analyse).
Stärken
- Fachliche Kompetenz: Die Gründerin ist zertifizierte Yogalehrerin mit mehrjähriger Erfahrung. Dies steht für Fachwissen und Glaubwürdigkeit.
- Persönlicher Kundenkontakt: In einem kleinen Studio kann sie eine enge Beziehung zu den Kunden aufbauen, was Vertrauen schafft und die Kundenbindung stärkt.
- Nischen-Angebote: Mit einem Fokus auf spezielle Yoga-Angebote (z.B. Hatha, Yin Yoga oder Pre- und Postnatal-Yoga), kann sie sich von anderen Anbietern differenzieren.
- Als Kleinunternehmerin kann sie schneller und flexibler auf Trends oder Kundenfeedback reagieren und ihr Angebot entsprechend anpassen.
- Kostenvorteil: Ein kleines Studio hat geringere Miet- und Betriebskosten wie größere Studios.
Schwächen
- Finanzielle Möglicheiten: Als Solo-Selbstständige hat sie wahrscheinlich ein begrenztes Budget, um in Werbung, Ausrüstung oder Infrastruktur zu investieren.
- Die Gründerin übernimmt die meisten Aufgaben selbst (Unterrichten, Verwaltung, Marketing). Der Betrieb hängt allein von ihr ab.
- Begrenzte Kapazität bei der Aufnahme von Kunden. Dadurch ist das Umsatz- und Gewinnpotenzial beschränkt.
- Noch nicht bekannt auf dem Markt. Es kann eine längere Anlaufphase notwendig sein.
- Geringe Buchhaltungskenntnisse.
Chancen
- Wachsende Nachfrage: Yoga wird zunehmender beliebter. Immer mehr Menschen suchen nach ganzheitlichen Gesundheitsansätzen.
- Trends zu Achtsamkeit und Wellness: Die Bedeutung von mentaler Gesundheit und Wellness bietet Möglichkeiten, das Angebot auch zu erweitern.
- Partnerschaften mit lokalen Geschäften, Fitnesscentern oder Gesundheitsdienstleistern bieten Möglichkeiten für Wachstum.
- Der Aufbau einer Online-Präsenz durch virtuelle Yogakurse könnte neue regionale Märkte erschliessen.
- Erweiterung des Zielgruppe: Kooperationen mit Unternehmen, die Yoga in das betriebliche Gesundheitsmanagement intergrieren möchten.
Risiken
- Viele große und kleine Yoga-Studios, Fitnessketten oder Online-Plattformen sorgen für einen zunehmenden Wettbewerb.
- Eine Pandemie oder wirtschaftliche Krisen wirken sich auf das Geschäftsmodell aus.
- Abhängigkeit vom lokalen Markt. Wenn die Zielgruppe in der Region nur geringes Interesse am Angebot hat, scheitert das Vorhaben.
- Yoga-Apps und Online-Plattformen könnten für Kunden eine digitale Alternative sein.
- Bürokratie: Gesetzliche Änderungen für den Betrieb eines Studios können unerwartete Kosten oder Einschränkungen verursachen.
Die Normstrategien der SWOT-Analyse
Kombiniert man nun die einzelnen Sektoren in einer Matrix ergeben sich vier Betrachtungsweisen, bzw. strategische Überlegungen:
- Welche Stärken kann man nutzen, um Chancen zu ergreifen?
- Welche Schwäche muss ausgeglichen werden, um Chancen wahrnehmen zu können?
- Welche Stärken können genutzt werden, um sich gegen mögliche Risiken abzusichern?
- Welche Schwächen könnten auf welches Risiko treffen?
Die Begründer der SWOT-Analyse haben zu jeder der vier Kombinationen einen Strategievorschlag entwickelt – die sogenannten Normstrategien.
Chancen und Stärken – Ausbauen. Durch die Fokussierung auf die eigenen Stärken soll eine Vorteil gegenüber dem Wettbewerb erzielt werden.
Risiken und Stärken – Absichern. Hier ist die Überlegung mit welchen Stärken zukünftige mögliche Risiken abgesichert werden könnten.
Chancen und Schwächen – Aufholen. Die Fragestellung ist hier, wie Schwächen beseitigt oder soweit abgebaut werden können, umkommende Chancen nutzen zu können.
Risiken und Schwächen – Vermeiden. Treffen zu viele Schwächen auf zu viele Risiken, sollte das Geschäftsmodell grundsätzlich überdacht werden. Ansonsten gilt es hier zu überlegen, wie sowohl Schwächen zügig abgebaut und Risiken minimiert werden können.
Ziele und Maßnahmen ableiten
Die Existenzgründerin leitet nun unterschiedliche Ziele und Maßnahmen für Ihr Unternehmen ab:
- Fokussierung auf bestimmte Nischenangebote,
- Maßnahmen zur Kundenbindung bspw. regelmäßige Kunden-Events,
- Entwicklung eines Online-Angebots für eine spezielle Form innerhalb der nächsten 12 Monate,
- ein zusätzliches Wellness-Angebot nach Kundenumfrage,
- Änderung der Rechtsform zur UG in den ersten zwei Jahren,
- Risikoabsicherung über betriebliche und private Versicherungen,
- Bildung von Rückstellungen,
- Besuch eines Buchführungskurses; sobald finanziell möglich Auslagerung an einen Dienstleister.
Selbstverständlich sind auch alternative Ziele und Maßnahmen möglich. Welche Ziele Sie definieren, wo Sie Ihre Schwerpunkte setzen und welche Maßnahmen Sie umsetzen können, kommt dann auf die Unternehmerpersönlichkeit und die vorhandenen Ressourcen an.
Deshalb ist die SWOT-Analyse so wichtig
Die Analyse der internen Stärken und Schwächen sowie der Chancen und Risiken im Unternehmensumfeld hilft, auf die wirklich wichtigen Faktoren in der Unternehmensplanung zu schauen. Schwächen können identifiziert und so rechtzeitig abgebaut werden. Die Informationen sind die Grundlage für wichtige Entscheidungen.
Bei der Auflistung der Stärken und Schwächen sollten nur wenige wirklich relevante Punkte ausgewählt werden. Es gilt immer der Bezug und Vergleich zum Wettbewerb und die für den Kundennutzen entscheidenden Aspekte. Werden zu viele Punkte aufgenommen, kann es in der Umsetzung zu Problemen kommen. Besser ist es Faktoren zu sammeln, eine Hierarchie aufzustellen und eine Priorisierung vorzunehmen
Nehmen Sie sich die Zeit und erstellen Sie Ihre individuelle SWOT-Analyse. Gerne können Sie dazu den Donwload nutzen. Er unterstützt Sie mit passenden Fragestellungen zu den einzelnen Bereichen. So fällt Ihnen der Einstieg in die Analyse leicht.
Weitere Informationen zum SWOT-Konzept finden Sie im Beitrag „Die SWOT-Analyse„. Instrumente zur Analyse des Unternehmensumfelds finden Sie unter unter „Alle Beiträge„